Über Emil Nolde
Geboren: 1867 in Nolde
Gestorben: 1956 in Seebüll
Emil Hansen, der später als Künstler den Namen seines Heimatortes Nolde annimmt, wird am 7. August 1867 im deutsch-dänischen Grenzland geboren. Seine künstlerischen Anfänge hat er mit Darstellungen von Bergtrollen und Fabelwesen, die als Postkarten verlegt werden, und mit denen dem jungen aus einer Bauernfamilie stammenden Künstler unverhofft ein erster Erfolg gelingt. Mit dem Entschluss Maler zu werden, geht Nolde nach München, wo er an der privaten Malschule von Adolf Hölzel in Dachau und ab 1899 an der Académie Julian in Paris studiert. Durch die Auseinandersetzung mit den Neoimpressionisten van Gogh, Munch und Ensor gelangt der Künstler ab 1905 von seinem anfänglich romantischen Naturalismus zu einem eigenständigen Stil, in dem die Farbe eine wesentliche Rolle spielt. Farbintensive leuchtende Blumenaquarelle entstehen. Während eines Aufenthaltes in Alsen 1906 lernt Nolde die „Brücke“-Maler kennen, deren Gruppe er sich vorübergehend anschließt. Nach dem Ausschluss von der „Berliner Sezession“, dessen Mitglied er seit 1908 war, gründet er 1910 mit anderen zurückgewiesenen Künstlern die „Neue Sezession“. Auch ist der Künstler zunehmend vom Primitivismus fasziniert; so bringt er 1913 von einer Expedition nach Neu-Guinea reiches Studienmaterial mit, das er in zahlreichen Werken noch bis 1915 verarbeitet. Die Sommer verbringt Nolde ab 1916 auf der Insel Föhr, 1928 läßt er sich in Seebüll nieder. Zur unerschöpflichen Inspirationsquelle seiner Malerei wird der dort angelegte Garten. Küsten, leuchtende Marsch- und Meerlandschaften und religiöse Szenen sind weitere wichtige Sujets, aber auch die weniger bekannten Berglandschaften, die aus den zahlreichen Urlauben in seine Wahlheimat Schweiz in den 1920er bis 40er Jahren resultieren.
Noldes Rolle während der Zeit des Nationalsozialismus wird seit Jahren von der kunsthistorischen Forschung, allen voran der Nolde-Stiftung umfassend beleuchtet. Bestrebungen des Malers, seine Bilder den nationalsozialistischen Machthabern als neue Volkskunst anzudienen und sich als Staatskünstler zu etablieren, werden von diesen kategorisch abgelehnt. Noldes Malerei ist weder inhaltlich noch formal mit den Vorstellungen der Nationalsozialisten vereinbar. Ab 1941 wird dem Künstler ein Arbeitsverbot auferlegt und tausende Werke werden beschlagnahmt. Trotzdem arbeitet Nolde während des Krieges kontinuierlich weiter. Da Malmaterial knapp ist, greift er auf das wenige Verfügbare und kleinere Formate zurück – die unter dem Begriff „ungemalte Bilder“ bekannten Werke entstehen ab 1931. Nach dem Krieg verfaßt Nolde seinen Memoiren und treibt damit auch die Mythenbildung um die eigene Person voran, die sein Bild für nachfolgende Generationen prägen soll. Die neueste Forschung zeigt diesbezüglich mittlerweile ein sehr differenzierteres Bild von der Person Emil Nolde und seiner politischen wie ideologischen Position – seine Kunst jedoch steht für sich und hat für heutige Betrachter nichts von ihrer faszinierenden Strahlkraft mit ihrer unverkennbaren Farbintensität eingebüßt.
In den letzten Lebensjahren Noldes entstehen vor allem Aquarelle mit Blumen- und Landschaftsmotiven aus der Umgebung seines Hauses in Seebüll, wo er 1956 verstirbt. Kurz darauf gründet sich die Stiftung Ada und Emil Nolde in Seebüll, die den umfangreichen Nachlaß verwaltet.