Jagendes Fohlen (Galoppierendes Fohlen)

Renée Sintenis

Jagendes Fohlen (Galoppierendes Fohlen)

1929
Bronze mit schwarzbrauner Patina, auf marmoriertem, rechteckigem Steinsockel
Höhe: 15 cm


Unserer bei Noack in Friedenau zu Lebzeiten der Künstlerin entstandene Guß ist ein seltenes Exemplar dieser Arbeit, laut Buhlmann sind nur sieben Exemplare bekannt – u.a. ein Guß in der Sammlung Sprengel, Hannover, ein weiteres Exemplar im Museum in Chicago und eines in der Weyhe Gallery, New York. Es ist möglich, daß die für die Galerie Flechtheim geplante Auflage von etwa 15 Exemplaren aufgrund der damaligen wirtschaftlichen Krise und Umstände der Galerie nicht erfüllt wurde.
Unser ausgezeichneter Guß entsteht 1929 und weist am Sockel noch den Original-Aufkleber der Galerie Flechtheim auf, mit dem Titel „Jagendes Fohlen“. Im Gegensatz zu späteren Güssen (oder teils denen, die ohne ihr Wissen von Fritz Gurlitt in Auftrag gegeben und veräußert werden) wird bei diesem Lebzeitguß sehr deutlich, wie meisterhaft Sintenis das Ziselieren und Patinieren beherrscht.

Sintenis wird als Berliner Tierbildhauerin in den 1920er Jahren bekannt. Als passionierte Reitsportlerin modelliert sie immer wieder Pferde und junge Fohlen, die zu dem Reizvollsten gehören, was sie geschaffen hat. Ihre handlichen Kleinbronzen zeigen Geschöpfe, die sich selbst genug sind, Sintenis hält Pferde für die „schönsten Tiere der Welt“.

Über Renée Sintenis

Geboren: 1888 in Glatz (Schlesien)
Gestorben: 1965 in Berlin

Die Bildhauerin Renée Sintenis (eigentlich Renate Alice Sintenis) beginnt 1907 ihre künstlerische Ausbildung an der Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums, hier sind Frauen zu dieser Zeit zum Studium zugelassen. Sie bricht die Ausbildung jedoch 1909/1910 ab. Georg Kolbe steht sie in diesen Jahren Modell, von seinem Werk sind wohl auch ihre ersten frühen Frauenfiguren künstlerisch inspiriert. Sie beteiligt sich an Ausstellungen der 1914 gegründeten „Freien Secession“, zu der auch Kolbe zählt. Mit Emil Rudolf Weiß, dem Maler und Schriftgestalter, ist sie befreundet, das Paar vermählt sich 1917. Sintenis wird als Berliner Tierbildhauerin in den 1920er Jahren bekannt, 1915 hatte sie zu ihrem Thema gefunden. 1920 nimmt sie Alfred Flechtheim unter Vertrag. Als passionierte Reitsportlerin modelliert sie immer wieder Pferde und junge Fohlen, die zu dem Reizvollsten gehören, was sie geschaffen hat. Ihre Skulpturen und Kleinplastiken weisen fein und lebendig belebte, „impressionistische“ Oberflächen aus und werden liebevoll von ihr ausgearbeitet. In den 1930er Jahren geht der öffentliche Erfolg der unter den Nationalsozialisten verfemten Künstlerin zurück, sie erhält Arbeitsverbot. 1930 war ihre expressive „Große Daphne“ entstanden. Sintenis arbeitet nach 1945 in Berlin als Professorin an der Hochschule für Bildende Künste, sie wird mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Ihr 1956 entstandener „Berliner Bär“ steht seit 1960 emblematisch für den Preis der Berliner Filmfestspiele, der „Berlinale“. Renée Sintenis ist heute eine der bekanntesten deutschen Bildhauerinnen der klassischen Moderne.

(Vita 1:1 von Lempertz)!!