Angler und Kanalboot
Gelmeroda
Marine
The Gate
Schiffe am Hafenquai
Dorf in Sachsen-Weimar
Alte Seebären (Old shellbacks)
Auf dem Ausguck (Longshore men)
Brautschau (Ghosties)
Teltow, 1
Treptow an der Rega

Lyonel Feininger

Angler und Kanalboot

1920
Holzschnitt auf hauchdünnem, transparentem Bütten
14,5 x 16,5 cm


Unser Abzug auf Bütten ist einer der seltenen Probedrucke und signierten Exemplare dieses Motivs, es existiert keine Auflage, nur weitere Abzüge auf Durchschlagpapier sowie feinem Mino-Kopierpapier. Die Graphik steht in Zusammenhang mit dem bei einem Bombenangriff zerstörten Gemälde "Angler mit Spreekahn" (WVZ-Nr. 205), ebenfalls aus dem Jahr 1920, das sich in der Sammlung von Gerhard Marcks befand.

Im WVZ auch "Schiff an der Schleuse" oder "Leuchtturm und Schiff" genannt, zählt dieses Blatt zu einem von insgesamt 44 Holzschnitten des Jahres 1920. Unser prachtvoller Druck ist eine Hommage an die Ostsee und Resultat der Vorliebe Feiningers für Segelschiffe mit Figuren. Ruhig und majestätisch liegt ein Schiffskörper im Kanal, vermutlich ist es die Spree. Zwei Angler befinden sich an Bord, einer versucht sein Glück mit der Angel an Land. Feininger löst die Komposition in seine einzigartige kristalline und blockhafte Gestaltungsweise auf, die besonders gut im Holzschnitt zum Tragen kommt: die Masten, Segel, die Angel, das Wasser, der Himmel sowie die Figuren sind auf das Elementarste, auf geometrische Formen und Schwarz-Weiß-Kontraste reduziert, von weißen Kuben und Streifen "durchbrochen". Linien, Motive und Flächen bilden ein dynamisches Kräftespiel und kaum mehr erkennbares Raumgefüge. Verstärkt wird diese Konzeption durch den Kontrast des kräftigen Drucks von tiefem, sattem Schwarz und dem hellen Papier der unbedruckten lichtdurchfluteten Partien.

Lyonel Feininger

Gelmeroda

1913
Farbige Kreide auf dünnem Velin (aus einem Skizzenbuch)
14,3 x 11,2 cm


1913 arbeitet Feininger in Weimar, er erforscht für seine Motive die Thüringer Dörfer, unter anderem: Mellingen, Vollersroda, Possendorf, Niedergrunstedt, Gaberndorf und Gelmeroda. In diesem Jahr entstehen zahlreiche sog. 'Natur-Notizen' der Kirche von Gelmeroda sowie sein erstes Ölbild dieses Sujets, "Gelmeroda I" (WVZ Nr. 98).

Feiningers ,Natur-Notizen', die vor Ort entstehen und genau auf den Tag datiert sind, nehmen eine Schlüsselstellung innerhalb seines Schaffens ein. In ihnen manifestiert sich Feiningers Gedanke eines Bildes zum ersten Mal. Die in kleinen Notizblöcken notierten spontanen Eindrücke sind unmittelbarer Ausdruck einer tiefgehenden Auseinandersetzung Feiningers mit der sichtbaren Welt – und sie bilden einen wertvollen Fundus, aus dem der Künstler immer wieder schöpft.
Anhand unserer locker und flüchtig skizzierten, farbigen Zeichnung "Gelmeroda“, die Feiningers Begeisterung für thüringische Dörfer und ihre Kirchen widerspiegelt, kann man dieses Phänomen sehr gut nachvollziehen. Er transformiert eine reale Landschaft in eine harmonische Vision aus Licht und Architektur. Wie so oft in seinem Werk erleben wir ein brillantes Zusammenspiel aus Struktur und Atmosphäre, eine fast musikalische Komposition aus Linien, Formen und Farbkontrasten.

Lyonel Feininger

Marine

1918
Holzschnitt auf grauem Chinabütten
28 x 37,6 cm


Lyonel Feininger verbringt Zeit seines Lebens viele Wochen an der norddeutschen Ostseeküste, wo er zahlreiche Anregungen für seine Marinebilder findet. Unser Blatt konzentriert sich auf das Schauspiel von Segelschiffen im Hafenbecken, in Prismen und Kuben zerlegt und scheinbar in der Fläche aufgelöst. Die gegen-, mit-, und ineinander wirkenden Linien und prismatischen Felder entfalten ein dynamisches Kräftespiel, kontrastiert durch die stoisch ruhigen Formen der Quai-Mauern, die dem Wellengang trotzen. Im Holzschnitt findet Feininger die Möglichkeit, ihn beeindruckende Beobachtungen auf das Elementarste, auf geometrische Formen und Schwarz-Weiß-Kontraste reduziert, wiederzugeben. Zudem legt er besonderen Wert auf das Papier – hier ein graues Chinabütten –, das die Farben hervorragend einsaugen und aufnehmen kann. So kommt ein insgesamt eindrucksvoller Kontrast aus tiefem satten Schwarz und den weißen Partien der insgesamt kubistisch-kristallinen Struktur zustande. Unser Abzug ist in dieser Form ein Unikat, dessen Seltenheitswert der Künstler unterstreicht, indem er ihn mit Bleistift als „very rare“ beschreibt.

Lyonel Feininger

The Gate

1912
Radierung und Kaltnadel auf gelblichem Simili-Japan
27 x 20 cm


Eines von 25 Exemplaren der Vorzugsausgabe aus einer Gesamtauflage von 125 Exemplaren (erschienen in: „Die Schaffenden“, 1. Jahrgang, 1. Mappe, Potsdam, Gustav Kiepenheuer Verlag, 1919).

Ein charakteristisches Beispiel für seine frühen Radierungen bietet Lyonel Feininger in "The Gate". Das imposante und vom Künstler typischerweise monumentalisierte Architekturmotiv, mit dem er u.a. eine neue "Weltsicht" und Perspektive aufzeigen will, basiert auf den Feininger'schen Streifzügen durch Mecklenburg-Vorpommern und zeigt das "Rostocker Tor" in Ribnitz-Damgarten. Bereits 1905 reist Feininger erstmals dorthin und entdeckt diesen einzig erhaltenen Torturm der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Dieses Bauwerk fasziniert den Künstler nachhaltig: nach einer Reihe von Naturnotizen entsteht 1911 eine Federzeichnung, die das Motiv unseres Blattes bereits exakt wiedergibt. Kaum in sein Atelier zurückgekehrt, beginnt Feininger, die Darstellung in die Radierung umzusetzen. „Das Tor“ stellt dabei einen technischen Höhepunkt dar: erstmals gelingt es ihm, mit rein graphischen Mitteln eine transparente, raumgreifende Wirkung zu erzielen, und so dem ihm vorschwebenden Architektur-Ideal näher zu kommen. Die dunklen Schattierungen der differenzierten wie markanten Radierstriche erzeugen dabei eine dramatische Bildwirkung.
In der visionär anmutenden Überhöhung unseres Blattes entwickelt Feininger nicht nur eine eigenständige Ausprägung des Kubismus, zugleich offenbart er eine deutliche Affinität zu den romantischen Kathedralen etwa C.D. Friedrichs und F.K. Schinkels. „The Gate“ ist nicht nur Gegenstand, sondern Ausdrucksträger und die Wiedergabe des emotionalen Seherlebnisses hat Priorität vor der sichtbaren Wirklichkeit.

Für dieses Werk liegt eine Leihanfrage für die Ausstellung
"Lyonel Feininger - Von der Stadt am Ende der Welt bis zur Ostsee"
vom 15. März bis 13. Juli 2025 in der Stiftung Ahlers Pro Arte in Herford vor

Lyonel Feininger

Schiffe am Hafenquai

1919
Holzschnitt auf gelbbraunem Durchschlagpapier
17,1 x 25 cm


Unser Abzug auf gelbbraunem Durchschlagpapier ist einer der seltenen Probedrucke und signierten Exemplare außerhalb der unsignierten Auflage (100 Exemplare) für: "Das Kunstblatt", Jg. 3, Heft 1, Januar 1919,
hrsg. von Paul Westheim, Potsdam/Berlin, 1917-21.

Mit dieser Graphik bringt Feininger 1919 als Erinnerung an die Ostsee eine weitere Version und einen prachtvollen Druck eines so geliebten Motivs zu Papier: Segelschiffe. Gerade abgetakelt liegen die beflaggten und majestätischen Schiffskörper am Quai bevor sie vermutlich wieder in die See stechen. Feininger löst die Komposition in seine einzigartige kristalline Gestaltungsweise auf, die besonders gut im Holzschnitt zum Tragen kommt: die Schooner, Masten, Gebäude, das Wasser und der Himmel sind auf das Elementarste, auf geometrische Formen und Schwarz-Weiß-Kontraste reduziert und so ineinander verschachtelt, daß Linien, Motive und Flächen ein dynamisches Kräftespiel und kaum mehr erkennbares Raumgefüge bilden. Verstärkt wird diese Konzeption durch den Kontrast des kräftigen Drucks von tiefem, sattem Schwarz und dem hellen Papier der unbedruckten lichtdurchfluteten Partien.

Lyonel Feininger

Dorf in Sachsen-Weimar

1918
Holzschnitt auf festem Velin
17,4 x 22 cm


Unser Holzschnitt ist extrem selten und hat unikalen Charakter. Es existiert keine Auflage, laut Prasse gibt es nur einige Probedrucke auf verschiedenen Papieren, wovon sich das bisher einzige bekannte Exemplar in den Kunstsammlungen Weimar befindet.

„Die Dörfer, wohl über Hundert, in der Umgebung sind prachtvoll! Die Architektur (sie wissen ja, wie ich von der ausgehe!) ist mir gerade recht, so anregend, zum Teil so ungemein monumental! [...]“, schreibt Feininger. In diesem Sinne ist der Künstler während der späten 1910er Jahre in Thüringen und im Weimarer Umland unterwegs und wohl auch von einem Dorf fasziniert, dessen Häuser und Architektur er festhält. Der Titel unseres Drucks, „Sachsen-Weimar“ (bei Prasse als "Sächsisches Dorf" oder "Dorf in Sachsen" verzeichnet), stammt von Feininger selbst und bezieht sich wohl auf die alte Namensgebung des heutigen Bundeslandes Thüringen als "Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach" (damals einer der größten Staaten des Deutschen Reiches).

Stilistisch und kompositorisch dem Holzschnitt „Mellingen“ aus dem gleichen Jahr verwandt, zeigt Feininger die Ansicht einer in sich verschachtelten Häuserstruktur mit schwarz hervorgehobenen Fensteröffnungen. Die Architektur wird von Feininger typischerweise kubistisch zerlegt. Das von ihm so geschätzte Medium des Holzschnitts gibt ihm die Möglichkeit, das Gesehene nicht getreu des Naturvorbilds wiederzugeben, sondern auf das Elementarste, auf reine geometrische Formen und Linien zu reduzieren.

Lyonel Feininger

Alte Seebären (Old shellbacks)

1919
Holzschnitt auf Japan
12,8 x 18,6 cm


Unser auf Japanpapier gedrucktes Exemplar ist extrem selten, nur wenige Probedrucke auf diesem Papier sowie auf Durchschlagpapier existieren; die Verfasserin des WVZ bemerkt, daß einige dieser Drucke, wie auch unser Exemplar, von Feininger fälschlicherweise auf 1918 datiert sind. Insgesamt sind dem WVZ überhaupt nur zwei dieser Probedrucke, u.a. eines im MoMA, New York, bekannt.

Seit seiner Jugend prägen Feininger maritime Ereignisse, die See, der Hafen, die Küste, das Schiff, das ist seine Welt. Ab 1892 geben zahlreiche Reisen an die Nord- und Ostsee und eine selbst erlebte „Fangfahrt“ an Bord des Fischdampfers „Elbe“ (1893) Anstoß für die Verankerung und intensive Beschäftigung des Künstlers mit maritimen Sujets. 1911 und 1912 ist das „Schauen aufs Meer“ ein wiederkehrendes, beliebtes Motiv in Feiningers Arbeiten.

In unserem Holzschnitt, der von Feininger auch "Old tars" oder "Groteske" genannt wird, sehen wir sechs Hafenarbeiter, die wohl nach einem Frachtdampfer Ausschau halten. Feininger zeigt hier seine typische Bildsprache, die Erlebtes, Phantasie und Skurilles auf verspielte Weise vereint. Die überlangen groben Nasen und überzeichneten, karikierten Gesichter der Seemänner verraten Feiningers humoreske Züge und seinen Ursprung als Comiczeichner. Von rechts schreitet ein Seemann mit dampfender Pfeife und langem Spitzbart ins Bild – er verkörpert par excellence die im Titel angegebene liebevolle Bezeichnung eines "Seebären". So heißt auch eine Zeichnung von 1918, die unserem Druck vermutlich als Entwurf zugrunde liegt; die Komposition ist bereits spiegelverkehrt angelegt. Als Pendant zu unserem Holzschnitt existiert eine weitere Variante dieses Sujets, "Auf dem Ausguck" (1918), die zu den frühesten Holzschnitten des Künstlers gehört.

Lyonel Feininger

Auf dem Ausguck (Longshore men)

1918
Holzschnitt auf hauchdünnem Japan
14,9 x 22,9 cm


Unser auf Japanpapier gedrucktes Exemplar ist extrem selten, nur wenige Probedrucke auf diesem Papier sowie auf Durchschlagpapier bzw. Chinabütten sind bekannt, zwei davon laut WVZ in amerikanischen Museen. Zudem gehört er 1918 zu den ersten Holzschnitten des Künstlers überhaupt („Nr. 9“ im Werkverzeichnis).

Seit seiner Jugend prägen Feininger maritime Ereignisse, die See, der Hafen, die Küste, das Schiff, das ist seine Welt. Ab 1892 geben zahlreiche Reisen an die Nord- und Ostsee und eine selbst erlebte „Fangfahrt“ an Bord des Fischdampfers „Elbe“ (1893) Anstoß für die Verankerung und intensive Beschäftigung des Künstlers mit maritimen Sujets. 1911 und 1912 ist das „Schauen aufs Meer“ ein wiederkehrendes, beliebtes Motiv in Feiningers Arbeiten.

In dem Blatt, daß vom Künstler neben 'Longshore men' (Bezeichnung) auch 'Old shell backs' oder 'Waterside characters' genannt wird, sehen wir sechs Hafenarbeiter, die wohl nach einem Frachtdampfer Ausschau halten. Feininger zeigt hier seine typische Bildsprache, die Erlebtes, Phantasie und Skurilles auf humorvolle und verspielte Weise vereint. Die überlangen, spitzen Nasen und karikierten Gesichter der Seemänner verraten Feiningers Ursprung als Comiczeichner. Dazu kommt die symbolische Aufladung seiner Motive, vertreten durch den Arbeiter, der durch ein Fernrohr blickt, ein Gegenstand, der metaphorisch für Selbstreflexion und Weitsicht steht. Im Jahr 1918 entwirft Feininger eine ähnliche Figurenkonstellation, „Old shellbacks“ („Seebären“), aus der ein spiegelverkehrter Druck 1919 ("Alte Seebären") als Pendant und Variante unseres Motivs hervorgeht.

Lyonel Feininger

Brautschau (Ghosties)

1955
Aquarell, Tuschfeder und Pastell auf Bütten (mit Wz.)
18,3 x 21,7 cm


In seinen späten Figurenaquarellen, den sogenannten "Ghosties", knüpft Feininger an eine Formenwelt an, die er als Illustrator und Zeichner von Karikaturen in den frühen Pariser Jahren seiner Künstlerschaft entwickelt. Die Serie von persiflierten „Gespenstern“, welche Zeit seines Lebens weder ausgestellt noch verkauft werden und ausschließlich als Geschenke an Familie oder Freunde bestimmt sind, zeigen verschrobene, meist fröhliche Figuren oder sog. „Männekins“, die Feininger in seinem typischen kantigen, linearen Duktus zu Papier bringt.
Mit wenigen Federstrichen sind vier Geister umrissen, hinterfangen werden sie von schattenartigen Umrissen in grauer bzw. schwarzer Aquarellfarbe sowie einer graublauen Aquarellierung. Zusätzlich versetzt Feininger die Komposition durch starke Farbakzente in Gelb, Blau, Orange und Rot in den Gewändern der Figuren in Spannung. Durch die Mimik und Gestik der Gespenster kann der Betrachter den hier offenbar geführten zwischenmenschlichen Dialog förmlich spüren und hören. Steht hier ein gehörnter „Teufel“ (rechts) vielleicht seiner zukünftigen Ehefrau (in Weiß und zwischen den skeptischen Eltern) gegenüber? Verso bezeichnet Feininger das Werk mit „Brautschau“.

Nicht selten illustriert Feininger in diesen witzigen und geistreichen Zeichnungen Szenen aus seinem eigenen Familienleben. Und somit ist unser herrliches Blatt nicht ganz allein der Phantasie entsprungen, sondern einmal mehr ein kleiner Ausschnitt aus einem überaus ereignisreichen und bewegten Leben, ein Zeugnis der Reflexion gesammelter menschlicher Erfahrungen. Nicht ohne Grund ist dieses Kleinod für seine Frau Julia bestimmt, erkennbar an dem Vermerk „x“, einem von Feiningers Sammlerzeichen.

Lyonel Feininger

Teltow, 1

1914
Radierung auf Velin
17,9 x 23,6 cm


Die Druckplatte wurde Anfang der 1950er Jahre nach Paris gebracht und dort von Oxidationserscheinungen gereinigt. Im Anschluß daran wurde auf Anlaß von Curt Valentin, New York, eine kleine Auflage von 25 Exemplaren bei Philippe Molinié in der Druckerei 'L'Imprimerie Lacourière' für den Künstler abgezogen, zu der auch unser tadelllos erhaltenes Blatt zählt.

Die Radierung ist eine Neuinterpretation der leider verschollenen Fassung in Öl von 1912: "I commenced an etching last night […] of the church of Teltow after the same composition as the oil […].“ (Siehe WVZ).
Dabei stellt die Technik der Radierung den Künstler vor besondere Herausforderungen. Mit „Teltow, 1“ gelingt ihm jedoch ein Meisterstück, eine filigrane, nuancenreiche Radierung voller Transparenz. Die Realität der Kirche im südlich von Berlin gelegenen Teltow wird zugunsten des expressiven Ausdrucks verzerrt. Wie neuartig und bedeutsam Feiningers Arbeit ist, verdeutlicht der Künstler selbst: „I have finished the etching of Teltow church, have washed it off and it looks promising. I think I have started on a new line of works with this one, no amalgamation, pure graphic without picturesque addition ...“.

Lyonel Feininger

Treptow an der Rega

1925
Bleistift auf Velin (am Oberrand perforiert und vom Künstler gelocht)
20,5 x 14,1 cm


Unsere Zeichnung entsteht im Jahr der Schließung des Bauhauses in Weimar, 1925. Diesen Sommer verbringt Feininger wie schon im Jahr zuvor in Deep, das an der Mündung des Flüßchens Rega in Pommern an der Ostsee liegt. Er besucht u.a. die nah gelegenen Ortschaften Cammin, Greifenberg, Kolberg und „Treptow“.
Einmal mehr wird anhand dieser Zeichnung deutlich, wie reichhaltig und künstlerisch wertvoll die „Natur-Notizen“ Feiningers sind. Als eine Art Herzensangelegenheit des Künstlers haben sie grundlegende Bedeutung für sein Œuvre.

Über Lyonel Feininger

Geboren: 1871 in New York
Gestorben: 1956 in New York

Lyonel Feininger wird am 17. Juli 1871 in New York als Sohn eines Konzertgeigers und einer Sängerin und Pianistin geboren. Mit 16 Jahren begleitet er 1887 seine Eltern auf eine Konzertreise nach Europa. Mit Erlaubnis der Eltern besucht der junge Feininger zunächst an der Gewerbeschule in Hamburg die Zeichen- und Malklasse, ein Jahr später besteht er die Aufnahmeprüfung an der Königlichen Kunst-Akademie in Berlin, an der er von 1888 bis 1892 studiert. In Berlin beginnt Feininger früh für Zeitungen und Verlage zu arbeiten, die Nachfrage nach seinen Illustrationen und Karikaturen ist enorm. Ab 1905 widmet sich Feininger zunehmend druckgrafischen Methoden, wobei ein Großteil seiner herausragenden Holzschnitte erst zwischen 1918-20 entstehen, für die er noch heute als bedeutendster Holzschneider des 20. Jahrhunderts gefeiert wird. 1907 unternimmt er erste Versuche in der Ölmalerei, die anfangs noch deutlich impressionistisch-naturalistisch eingefärbt sind. Feiningers Weg vom gefragten Karikaturisten zum Künstler ist eine stetige Erprobung unterschiedlichster Techniken und künstlerischer Ausdrucksmittel und sollte erst durch ein Kubismus-Erlebnis 1911 in Paris in eine für ihn wegweisende Richtung gelenkt werden: Natüreindrücke müssten "innerlich umgeformt und crystalisiert [!]" werden, hat er schon 1907 in einem Brief an seine zweite Frau Julia festgestellt – eine Einstellung, die später in der geometrisch-reduzierten Bildlichkeit mündet. Und ein entscheidendes künstlerisches Kapitel einleitet, für das der Künstler bis heute Bewunderung findet: die Welt kristallin zu gestalten. 1917 findet dessen erste Einzelausstellung in der Berliner Galerie „Der Sturm“ statt, zwei Jahre später gehört er zu den ersten Meistern, die Walter Gropius 1919 ans Bauhaus beruft. Als Meister für die grafische Werkstätte entsteht im gleichen Jahr Feiningers berühmter Titelholzchnitt "Kathedrale" für das "Bauhaus-Manifest". 1926-33 lebt Feininger in Dessau, ist nach der Bauhaus-Umsiedelung zwar noch Meister, jedoch ohne Lehrverpflichtung. 1926 bildet er mit Klee, Kandinsky und Jawlensky die Gemeinschaft „Die Blauen Vier“. 1929-31 entstehen die ikonischen Halle-Bilder. 1937 verlässt Feininger Deutschland und kehrt in sein Geburtsland zurück. Ungefähr 400 seiner Werke werden von den Nationalsozialisten als „entartet“ beschlagnahmt. 1947 wird Feininger Präsident der “Federation of American Painters and Sculptors“. Am 13. Januar 1956 verstirbt Lyonel Feininger in New York City.