Die paper positions hamburg – the show findet Ende September zum zweiten Mal in Hamburg statt.
Vom 29. September – 2. Oktober 2022 werden auf der paper positions hamburg die Werke von über 30 internationale Künstler:innen im zentral gelegenen Jupiter, dem ehemaligen Karstadt Sport, in der Mönckebergstraße ausgestellt. Ausgewählte Hamburger Galerien und eine kleine Auswahl von Aussteller:innen aus anderen Teilen Deutschlands präsentieren jeweils eine künstlerische Position zeitgenössischer und moderner Kunst mit, aus und auf Papier.
Das Prinzip Farbe
Eduard Bargheer und Rolf Hans im Dialog
Wenn er eine Farbenlehre benennen sollte, so schrieb Paul Klee 1922, so sei dies doch Phillipp Otto Runges „Farbenkugel“ von 1809. Denn diese sei und bliebe doch die Einzige, die sich auf eine Weise mit Farbe beschäftige, die „uns Malern am nächsten zu stehen“ scheine. Sie lasse den Maler frei sein und eröffne ihm alle Möglichkeiten. Die Sprache des Bildes ist für Runge nicht von der Natur festgelegt, sondern als Gestaltetes ganz und gar ungebunden von seiner naturwissenschaftlich angenommenen Wirklichkeit. So ist die Farbenlehre Runges eine Anschauung darüber, wie man in einem Bild mit Farbe kommuniziert, nicht als symbolische oder allegorische sondern als direkte, sinnliche Sprache.
In unserer Präsentation für die diesjährige paper positions Hamburg stellen wir zwei Künstler gegenüber, die in ihrem jeweils sehr individuellen Umgang mit Farbe ein überraschendes Spannungsfeld eröffnen und die Freiheit der Malerei illustrieren:
Rolf Hans (1938 - 1996).
Angelehnt an die Farbfeldmalerei der ‚abstract expressionists‘ ist für Rolf Hans die Farbe der alleinige Aussageträger. Stimmung und Gefühl werden allein durch die emotionale Kraft des Kolorits wiedergegeben, das in seiner elementaren Wirkung die „Natur wie Religion“ erleben läßt.
Seit 1967 zieht es Hans immer wieder in das Tessin; die Abgeschiedenheit und einzigartige Schönheit der Landschaft inspirieren ihn bei jedem Besuch von Neuem. Eindringlich arbeitet er hier, „in der Natur nach dem Kopf." Das heißt bei Rolf Hans nicht etwa eine naturgetreue Wiedergabe des Gesehenen, sondern die Gesetzmäßigkeit der Schöpfung mit dem eigenen Instrumentarium bildhaft zu vermitteln.
In seinen Werken offenbart Rolf Hans mit der „Sprache der Farben" unerschöpfliche Variationen über die Empfindung der Unendlichkeit der Natur, die den Menschen in der Tiefe seiner Existenz bewegt. Dabei ist ihm bewußt, dass die Wesensart der Natur eine ganz andere ist, als die seiner Arbeiten. Denn während jene Maßstäbe besitzt, die auf Vielfalt und Dauer angelegt sind, sind seine Schilderungen Niederschriften von augenblicklichen Eindrücken und stellen damit Ausschnitte dieses Ganzen dar. Umso mehr strebt er danach, eine allgemeingültige Aussage zu finden. Hierin folgt Hans der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts. Wie eben Philip Otto Runge nutzt auch er die Natur als Vorlage, „um die Mathematik des Organischen als Logik ihrer Aussage bildhaft darzustellen." Eindringlich tut Hans dies mit äußerst minimalen malerischen Mitteln. Allein durch die von innen heraus leuchtende Farbigkeit und die „Kommunikation“ der Töne untereinander findet er seine Aussage.
Eduard Bargheer (1901 - 1979)
Die Kunst Eduard Bargheers gehört zu den erstaunlichsten und spannendsten Errungenschaften der Moderne. Das Prinzip seiner Arbeit ist die Transfiguration, die zeichenhafte Repräsentation von Wirklichkeit – er arbeitet wie angestoßen von der sichtbaren Welt. Aller Malerei Bargheers liegt ein abstrahierender Prozess zu Grunde, der ein spannungsreiches Verhältnis zwischen Form und Farbe entstehen läßt. Die farbige Fläche bildet ihren eigenen Raum in der Gesamtkomposition und deckt sich oft keineswegs mit der Vorzeichnung und der linearen Struktur des Bildes. Unter dem Eindruck mediterraner Lichtfülle – die er in seiner Wahlheimat, der Insel Ischia erlebt - dient die Farbe zusätzlich dem Ausdruck der von Bargheer angestrebten Harmonie von Farbe und Licht. Die Leichtigkeit der Wasserfarben sind ihm dabei das ideale Mittel: „Das Aquarell habe ich immer geduzt, zum Ölbild habe ich immer Sie gesagt“, beschreibt der Künstler sein Verhältnis.
Immer wieder ringt Bargheer der Natur eindrucksvolle Metaphern von hoher Intensität ab. Was heute so leicht daher zu kommen scheint, ist durchaus schwer erkämpft – sowohl künstlerisch wie gesellschaftlich: elementare Visionen in der Auseinandersetzung mit der Fläche in denen sich immer neue Farbeinfälle finden. Er kommt so den Kompositionen seines verehrten Freundes Paul Klee immer näher, sah er doch auch gerade im Einfachen das Komplizierte.